Die Pfadfinderstufe

Pfadfinder: Wie sind sie?

Was sagen Pfadfinder über sich selbst und ihre Stufe?

nachgefragt bei der Gruppenstunde der Pfadi Gitschen, Stamm Eppan, im November 08

  • Die Pfadistufe isch de Stufe, wo men Verontwortung ibernimpt und Vorbild für die Kloanen isch. Obr men benimb sich decht kindisch.
  • Men hot mehr Verontwortung
  • Mir sein Vorbilder für die Wölflinge und Jungpfadfinder
  • Men hot mehr Bezug zu Leiter, men sig sie mehr als Freunde, net so als Leiter
  • Reife
  • Gemiatlicher Gruppenraum (mit Calcetto)
  • Mehr Verontwortung
  • Vorbildfunktion für Kleanere
  • Reifer (net olle, obr mir > Sara & Anna)
  • Viele Möglichkeiten > Jamboree
  • Men muas mehr Sochen selber organisieren
  • Men muas sich für die Gruppe einsetzen
  • ORANGES TIACHL
  • Man unternimp viele viele geile Soche (weil oan die Leiter a mehr vertrauen kennen)
  • Vorstellungen sein besser umsetzbor
Alles richtig, oder? Logisch sehen wir Leiter dies ein bisschen anders, oder besser gesagt, wir hätten noch einiges dazu zu tun.
Vielleicht haben ja auch andere Pfadigruppen Lust diese Liste zu ergänzen – bitte einfach eine Email mit den Kommentare, Beschreibungen, kurzen Anekdoten, witzigen Erfahrungen, usw., die alle die Pfadistufe charakterisieren, an kathrinvoelser (at) yahoo.de schicken. Es wäre super, wenn wir diese Aufzählung ergänzen und vervollständigen könnten.
 

Was sagen Leiter/innen über die Pfadfinderstufe?

Die Pfadfinderstufe, das ist ein stürmisches Alter. Für uns als Leiter von Jugendlichen in diesem Alter heißt das, dass sie sich ständig, oft auch sehr überraschend, ändern. Sie befinden sich in den unterschiedlichsten Stadien ihrer Entwicklung. JedeR ist anders, JedeR ist eine eigene Persönlichkeit; und trotzdem ist für alle die Entwicklung sehr ähnlich:
Wenn die Pfadfinder am Ende der Mittelschule, also ungefähr mit 14 Jahren, in die Pfadfinderstufe wechseln, dann sind sie meist mitten in der Pubertät. Ganz egal ob Mädchen oder Buben, beide machen in dieser Zeit einen Wandel ihrer Persönlichkeit mit. Meist ist diese Zeit auch mit einem Leistungsabfall verbunden ist (schlechtere Noten in der Schule). Trotzdem sind die Pfadfinder durchaus belastbar und nach vollbrachter Leistung, a wenn’s am Anfang oft viel Überwindung und Überredungskunst kostet, darauf stolz.
Typisch für diese Phase ist die beginnende Loslösung von der Familie. Viele Jugendliche haben Schwierigkeiten mit den Eltern, fühlen sich unverstanden und abgelehnt. Daraus ergibt sich meist:
  • Aggression
  • Auflehnung gegen jede Art von Autorität
  • Lernunlust
  • Schüchternheit oder extreme Offenheit
  • Unsicherheit
  • ...
 
Gerade deshalb ist es für die Pfadfinder wichtig, dass sie auf der einen Seite verstehen und auf der anderen Seite verstanden werden. Das bedeutet auch, dass sie mehr hinterfragen und mehr in Frage stellen, vielen Dingen sehr kritisch gegenüberstehen. Freunde werden bewusst gewählt, die Beziehung zu ihnen ist sehr persönlich.
Der Trupp, also die Gruppe bietet in dieser Zeit einen Raum, wo sich die Jugendlichen Verhaltensweisen erlauben können, die sie sich daheim oder auch alleine nicht trauen würden. Im Schutz der Gruppe erzählen sie sich von besonderen Erfahrungen oder Wünschen, unternehmen „extreme“ Sachen, gehen zusammen aus, usw.
Typisch für die Pfadfinderzeit und somit für die Pfadfinder ist, dass sie:
  • nach Eigenständigkeit suchen
  • eine grüblerische Grundhaltung haben
  • Interesse am anderen Geschlecht zeigen
  • ihren Standpunkt zu Gott und Kirche ändern
  • nach Gerechtigkeit streben / drängen
  • ein neues Idealbild suchen
  • ihren Sprachschatz erweitern und lernen, vernünftig zu argumentieren (kaum zu glauben, bei den vielen „geil“ und „cool“ während der Gruppenstunde :-))
  • extreme Meinungen vertreten
 
Gegen Ende der Pfadfinderzeit, also mit ungefähr 16 Jahren, kann man sehen, welch tiefgreifende Entwicklung die Jugendlichen in dieser Phase durchmachen bzw. durchgemacht haben. Sie stehen nicht mehr allem ablehnend gegenüber, sondern hinterfragen kritisch und bilden sich eine eigene Meinung, für die sie auch klare Argumente vorbringen können.
Wichtig ist, dass wir Leiter die Pfadfinder af ihrem Weg begleiten und ihnen immer wieder das Gefühl geben, dass jeder Einzelne etwas Besonderes ist und viele Fähigkeiten in ihm stecken.
Ich wünsche allen Pfadfinderleitern viel Motivation und Energie für ihre Arbeit!
Kathrin Völser
Stufenreferentin für die Pfadfinderstufe